Mein erstes Mal

Wisst Ihr noch Euer erstes Mal? Als Ihr zum ersten Mal einen Katheter in die Hand genommen habt und solltet nun damit Eure Blase entleeren? Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern – so als ob es erst gestern gewesen wäre.

Regina Fernandez MS-Patientin

In der Zeit als ich auf einmal nicht mehr richtig zur Toilette gehen konnte, habe ich mich erst nicht getraut meinem Arzt etwas davon zu sagen. So groß war damals meine Scham. Ich habe begonnen weniger zu trinken, um nicht noch mehr zu müssen. Nur wurde es immer schwieriger überhaupt etwas Wasser lassen zu können. Ich habe jeden nur erdenklichen Trick zum Pipi machen ausprobiert. Das hatte bisher auch immer super funktioniert, dann immer weniger und inzwischen überhaupt nicht mehr.

Somit blieb immer mehr Urin in der Blase zurück. Wie jeder weiß: Restharn in der Blase ist nicht so cool. Er erzeugt Blasenentzündungen, die behandelt werden müssen. Aufgrund des aufgestauten Urins hatte ich plötzlich eine Nierenkolik. Ich kann euch sagen, lustig war das nicht. Ich hatte riesige Schmerzen.

Jetzt ging es nicht mehr anders. Ich musste darüber reden, damit mir geholfen werden konnte. Hilfe fand ich dann im Krankenhaus. Nach allen Untersuchungen sagte der Arzt zu mir, dass ich jetzt erst einmal einen Dauerkatheter tragen muss und später lernen müsste mich selbst zu katheterisieren.

In meinem Kopf liefen die wildesten Filme ab. Ich??? Ich soll das selbst machen? Aber wie? Ich hatte nur Fragezeichen im Kopf.

Meine Blasenfunktionsstörung ist durch einen Schub meiner MS entstanden. Blasenfunktionsstörungen entstehen nicht nur durch MS sondern auch noch durch viele andere Erkrankungen wie z. B Querschnittslähmung, Spastik u.a.

Nach einem Monat, als der Schub abgeheilt war und in Absprache mit meinem Urologen besuchte mich dann eine sehr nette Mitarbeiterin von Wellspect. Diesen Kontakt hatte mein Urologe hergestellt, da er meinte, dass ich doch wohl mit den LoFric Kathetern gut zurecht kommen werde. Ich hatte nur böhmische Dörfer im Kopf und super viele Fragezeichen.

Die Mitarbeiterin kam zu mir nach Hause. Sie erklärte mir alles ruhig und gut verständlich, so dass ich mich richtig geborgen fühlte und ihr vertrauen konnte. Danach ging es ins Bad. Ich war schon ziemlich nervös, war aber dann doch beruhigt, weil ich nicht alleine war. Als allererstes wusch ich mir gut die Hände, um einer Blasenentzündung vorzubeugen.

Dann saß ich auf der Toilette und der Dauerkatheter wurde entfernt. Mein Herz klopfte noch schneller. Sie erklärte mir nochmals alles ganz ruhig und dann war es soweit. Ich bereitete meinen ersten Katheter vor, klebte ihn so an der Wand fest, dass ich ihn sauber entnehmen konnte. Soweit so gut, bis jetzt alles richtig gemacht!

Danach setze ich mich aufrecht hin und positionierte den Spiegel so, dass ich die Harnröhre besser sah. Dann nahm ich den Katheter. Und? Ich traf nicht. Beim zweiten Versuch auch nicht. Ich wurde noch nervöser. Aber die Wellspect Mitarbeiterin blieb ganz ruhig gab mir noch mehr Tipps wie z. B. zur Haltung der Hand oder die unterschiedlichen Positionen des Beckens. Und zum guten Schluss, ich glaubte nicht was ich sah: eine kleine Taschenlampe! Ich wunderte mich. Was soll ich wohl damit machen? Sie lächelte und meinte ich sollte sie mir so hinlegen, dass ich die Harnröhre noch besser sehen kann.

Mit so vielen hilfreichen Tipps und Licht sah ich meine Harnröhre und ich traf! Ich hörte wie der Urin in die Toilette lief und war überglücklich, dass ich es geschafft hatte selbstständig meine Blase zu entleeren. Ich war auch sehr über mich selbst erstaunt, dass ich das jetzt selbstständig gemacht hatte. Ich wusste, dass ich ab jetzt auf diese Art und Weise meine Blase entleeren würde. Es war auch viel einfacher als ich es mir vorgestellt hatte. Die Dame und ich blieben weiterhin in Kontakt, so dass ich sie immer anrufen konnte wenn ich Fragen oder Probleme hatte.

Bei jedem Toilettengang wurde ich immer besser und heute mache ich es im Schlaf und für mich ist es das Normalste von der Welt geworden so zur Toilette zu gehen!

Den Schritt zur intermittierenden Selbstkatheterisierung (ISK) werde ich nie vergessen, da ich durch sie wieder die Freiheit habe unterwegs zu sein, zu reisen oder Hobbys nachzugehen. Und vor allem wieder genug trinken zu können ohne Angst davor zu haben nicht zur Toilette gehen zu können.

Ich brauche nur noch genug Katheter einzustecken, genug zu trinken, Proviant und gute Laune und los geht‘s!

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